Heilpflanzen im Detail: Meerrettich (Armoracia rusticana)
Bevor das Jahr zu Ende geht, möchte ich auf die offizielle Heilpflanze des Jahres 2021 eingehen: Meerrettich (ich weiß, schon wieder eine Knolle …).
Meerrettich gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (so wie Radieschen, Brokkoli, Grünkohl etc.). Das „Penicillin der Bauern“ wurde er genannt. Wer eine möglichst effektive Wirkung der Wurzel erhalten möchte, sollte diese immer frisch verzehren. Der einfachste Weg ist, die Wurzel mittels einer Küchenreibe zu bearbeiten. Dabei wird eine hohe Anzahl von ätherischen Ölen freigesetzt, die jedoch schnell verfliegen. Je mehr Abrieb mit Sauerstoff in Berührung kommt, desto mehr Vitamine und Öle verliert der Meerrettich.
Meerrettich enthält viel Vitamin C (in 100 Gramm Meerrettich befinden sich rund 100 mg - eine Zitrone hat nur etwa 50 mg), B-Vitamine, Kalium, Kalzium, Eisen sowie Senfölglykoside. Diese besonderen Wirkstoffe werden erst freigesetzt, wenn die Zellen der Pflanze aufgebrochen werden. Das geschieht durch Reiben, Schneiden oder Quetschen. Im menschlichen Körper werden die Senföle im Dünndarm resorbiert und dann vor allem über Lunge und Nieren ausgeschieden. Daher wirkt Meerrettich besonders bei Erkältungskrankheiten und Blasenleiden. Seine Wirkung bei Katarrhen der Luftwege und leichten Infekten der Harnwege ist anerkannt. Die Kombination der Meerrettichwurzel mit Kapuzinerkresse ist besonders wirksam. Ein entsprechendes Phytotherapeutikum wird zur Behandlung von Atemwegs- und Harnwegsinfekten eingesetzt. Dies kann den Einsatz von Antibiotika überflüssig machen. Meerrettich ist daher in Zeiten von zunehmenden Antibiotikaresistenzen eine wichtige Pflanze.
Auf ganz herkömmliche Art kann man bei Blasenentzündung und Husten die frische Wurzel fein reiben und mit der gleichen Menge Honig versetzen. Davon nimmt man 3 x täglich einen Teelöffel.
Außer den Senfölen haben auch die Flavonoide (Flavon, Quercetin) antibiotische Wirkung. Diese Inhaltsstoffe wirken gegen bakterielle Erreger sowie verschiedene Pilze. Man konnte zeigen, dass die antibiotisch wirksamen Substanzen auch in den menschlichen Organismus aufgenommen werden können: Nach dem Verzehr von 10-25 g Wurzel waren in 1-3 Stunden Substanzen im Harn nachweisbar, die das Wachstum des Bodenbakteriums Bacillus subtilis, des Darmbakteriums Escherichia coli und den Eitererreger Staphylococcus aureus hemmten.
Senföle und Flavonoide (Flavon, Quercetin) haben außerdem einen antioxidativen Effekt: Sie können nicht nur Radikale abfangen, sondern auch hochreaktive Verbindungen, wie sie bei Bestrahlung durch UV entstehen, in unschädliche Verbindungen überführen. Meerrettich wirkt daher einer Veränderung der Erbsubstanz DNA entgegen (anti-mutagen).
Der Meerrettich wurde vom Verein NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2021 gekürt. In der Begründung heißt es, der Meerrettich habe „als Heilpflanze ein großes und leider bisher zu wenig ausgeschöpftes Potenzial“. Also, öfter das Brot, den Salat etc. mit frisch geriebenem Meerrettich bestreuen – schmeckt und wirkt!
Eine schöne Adventszeit und bis zum nächsten Mal!
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