Heilpflanzen im Detail: Brennnessel (Urtica dioica L.)
Die Brennnessel wurde von der Jury des NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2022 gewählt. Ein guter Anlass also, sie im neuen Jahr hervorzuheben.
„Wenn man sie kocht und mit Pfeffer oder Ingwer mischt und auflegt, hilft dies bei Gelenkschmerzen“, sagte Theophrastus Bombastus von Hohenheim, besser bekannt als Paracelsus, über Brennnesseln.
„Die Brennessel ist die Verachtetste unter den Pflanzen. Für den Kenner hat sie in der Tat den größten Wert“, sagte Sebastian Kneipp.
Als wahres Wunderwerk der Natur zeichnet sich die Brennnessel durch einen immensen Gehalt an nährenden und therapeutisch nutzbaren Inhaltsstoffen aus. Sie enthält:
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Die Vitamine C, A, E, K, B1, B2 und B5 sowie das Provitamin A
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Viele Mineralstoffe und Spurenelemente, vor allem Eisen, Kalium und Calcium
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Hochwertiges pflanzliches Eiweiß und essenzielle Aminosäuren
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Ballaststoffe und Chlorophyll
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Botenstoffe
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Antioxidanzien
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Ätherische Öle
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Gerbstoffe
Vor allem für Behandlungen von Gicht, Rheuma und anderen Gelenkbeschwerden wurde im Mittelalter das sogenannte „Brennnesselpeitschen“ eingesetzt. Dabei helfen genau dieselben Wirkstoffe, die den wohlbekannten brennenden Schmerz auslösen. Dies sind vor allem Histamin, Serotonin und Acetylcholin. Letztere sind wichtige Botenstoffe in unserem Nervensystem, die unter anderem die Muskeln um die Blutgefäße steuern. Die Heilwirkung der Brennnessel bei Gelenkbeschwerden, Rheuma und Gicht ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen, das Peitschen muss aber nicht unbedingt sein. Es reicht, die betroffenen Stellen mit den Planzenteilen der Brennnessel einzureiben. Das Acetylcholin und das Serotonin fördern die Durchblutung in der Haut und in der Muskulatur, was gut gegen Entzündungen ist. Durch die erhöhte Durchblutung können Giftstoffe und Krankheitserreger, die in den Entzündungsherden auftreten, besser abgebaut werden.
Aus den Blättern und dem Kraut der Brennnessel lässt sich hervorragend ein Brennnesseltee herstellen. Er ist durch die harntreibende Wirkung ein geeignetes Mittel, um die Blase und Harnwege gründlich durchzuspülen. Dies ist hilfreich bei entzündlichen Erkrankungen wie etwa einer Blasenentzündung. Außerdem kann Brennnesseltee auch bei der Behandlung und Vorbeugung von Nierengrieß helfen. Durch das Durchspülen der Harnwege kann die schädliche Ansammlung von Harnkristallen in den Nieren verringert werden. Grundsätzlich wird der Brennnesseltee als gut verträglich beschrieben. Nebenwirkungen treten in den seltensten Fällen auf. Bei einem übermäßigen Verzehr kann es jedoch durchaus passieren, dass er eine unerwünschte Wirkung zeigt. Meist handelt es sich dabei um leichte Unverträglichkeiten, die individuell wahrgenommen und bewertet werden.
Die Brennnessel kann leichte Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen, Durchfall, Völlegefühl und Blähungen auslösen.
Vereinzelt kann es auch zu allergischen Reaktionen wie Hautirritationen, Juckreiz und Hautausschlag kommen.
Die Einnahme von älteren Brennnesselpflanzen kann die Nieren schädigen und den Magen reizen.
Brennnesseltee entschlackt stark, was zur Austrocknung führen kann. Achtet bitte daher darauf, ausreichend Wasser zu trinken.
Liegt eine eingeschränkte Herz- oder Nierenfunktion vor, sollte auf den Genuss von Brennnesseltee verzichtet werden. Liegt eine akute Arthritis vor, darf er ebenfalls nicht konsumiert werden.
Aufgrund von fehlenden Studien wird schwangeren Frauen, stillenden Müttern sowie Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren von der Einnahme des Brennnesseltees abgeraten.
Um die Blätter oder ganze Triebe der Brennnessel zu ernten, sind robuste Handschuhe das beste Mittel. Wer unterwegs beim Spaziergang keine Handschuhe dabei hat, kann folgenden Trick anwenden: Die Blätter von unten nach oben streichend pflücken, damit die Härchen intakt bleiben. Das erfordert meist ein wenig Übung. (Um die Brennhaare vor dem Verzehr von Brennnesselsalat unschädlich zu machen, gibt es diesen Trick: mit dem Nudelholz oder einer gefüllten Glasflasche über die Brennnesselblätter walzen).
Bei der Brennnesseltee-Zubereitung werden acht Teelöffel frische oder getrocknete Blätter mit einem Liter kochenden Wasser übergossen. Diesen Sud lässt man 10 Minuten lang ziehen und siebt mit einem feinen Sieb die Blätter aus der Teezubereitung heraus.
Einen gesunden, zuversichtlichen Start in’s neue Jahr und bis demnächst!
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